pars pro toto

Kunst ist Ausdruck der Seele.

Wie viele Jahre habe ich gebraucht, um das zu erkennen?!
Die Erkenntnis allein reicht aber nicht. Um der Einheit von Kunst und Seele stimmig zu entsprechen, braucht es auch eine gelebte Haltung, die sich selbst als Individuum nicht allzu ernst nimmt.
Denn die Seele ist die treibende Kraft, die höhere, wissende Instanz. Der Mensch hat „nur“ die Aufgabe, die Sprache der Seele in die Materie hinein zu übersetzen.
Ich verstehe uns Menschen incl. unseres Handlungsspielraumes als das Werkzeug der Seele. Der Mensch hat aber einen freien Willen. Er kann sich auch gegen seine Seele entscheiden und einen Weg gehen, auf dem er seinen Ursprung vergißt. Der Zustand unseres Lebens hier auf der Erde bezeugt diese Verbindungslosigkeit zur Essenz.

Mein Weg ist ein Weg mit der Seele.


Ich habe schon sehr oft erleben dürfen, wie sich ein Prozess, der zunächst undurchschaubar für meinen Verstand war, als sinnvoll herausgestellt hat, z.B. in der Arbeit an einem Kurzfilm oder einer Performance. Ich habe gelernt, den Impulsen, die während der Prozesse auftauchen, zu folgen, auch ohne sie zu verstehen. Daraus ergeben sich oft Verknüpfungen und neue Formen, die ohne mein bewußtes Zutun eine Sprache und eine Botschaft zum Vorschein bringen, die gefühlt aus einer überpersönlichen Ebene einzuschwingen scheinen.
So zeigt sich Kunst als Sprache der Seele. Das Schöne daran ist, dass man sich selbst mit dem Ergebnis überraschen kann, weil man selbst ja gar nichts beabsichtigt hat.

Genauso ist es auch zwischenmenschlich.
Auch hier gibt es Impulse, etwas zu tun, zu sagen oder zu schweigen, die auch unverständlich erscheinen können und doch ihren Sinn entfalten, wenn sie authentisch und echt sind. Alles Echte berührt das Echte. Und auch hier hat jeder Mensch einen freien Willen: Entscheidet er sich für das Echte oder für die Show? Alles hat seine Daseinsberechtigung und auch seinen Preis.

Mein Leben kennt viele Jahre künstlerisch musikalischen Schöpfens.
Mein Leben kennt auch die immerwährende Selbsterforschung. Mein Leben wollte sich schon immer selber auf den Grund gehen. Zu Recht, denn es gibt diesen Grund tatsächlich. Diesen unter den eigenen Füssen zu wissen, macht enorm stabil.
Nicht zuletzt kennt mein Leben auch viele Jahre gefüllt mit klavierpädagogischer Arbeit mit Menschen jeglichen Alters. Es hat viele Erfahrungen zusammentragen dürfen zu dem, was Musik, Improvisation, kreative Entfaltung und Klang im Menschen bewirken.

Klang ist ein Schlüssel zur geistigen Welt.

Klang setzt Fantasie frei, Gefühle, Bilder, Erinnerungen etc. Wenn der erzeugte Klang frei ist von persönlichen Besetzungen des Spielers, kann er im klang-empfangenden Menschen auf ganz individuelle Weise wirken. Vielleicht führt er sogar zur Quelle?

Mein Weg hat mich genau dort hingebracht. Ich singe. Doch nicht ich bin es, die singt. Es sind die Kräfte der Ahnen, die ihre Botschaften aussenden, um endlich wieder gehört zu wieder. Sie werden nämlich gebraucht. Sie schenken uns Kraft für das Hier und Jetzt.


Melitta Bubalo